Sexueller Konsens: Einverständnis ist sexy!
So geht einvernehmlicher Sex
Sexueller Konsens – klingt erstmal nach einem ernsten Thema, oder? Aber eigentlich ist es ganz einfach: Konsens bedeutet, dass alle Beteiligten sich wohlfühlen und mit dem, was passiert, einverstanden sind. Und wenn man’s richtig angeht, kann Konsens sogar ziemlich sexy sein! In diesem Artikel räumen wir mit dem Mythos auf, dass Zustimmung die Stimmung killt, und zeigen, wie Kommunikation im Bett (und überall sonst) für mehr Intimität sorgen kann.
Konsens Definition: Das bedeutet der Begriff
Den Begriff Konsens finden wir in ganz verschiedenen Lebensbereichen. Zum einen natürlich beim Sex, aber eigentlich ist Konsens in allen Situationen, in denen gemeinsame Entscheidungen getroffen werden, wichtig. Denn bei Konsens geht es letztendlich um Einvernehmlichkeit. Also darum, dass nur Dinge passieren, denen allen Beteiligten zustimmen.
Das kann schon bei kleinen Alltagsentscheidungen relevant sein, wie zum Beispiel, welches Bild nach einer Party auf Social Media hochgeladen wird. Wer einfach ein Gruppenbild hochlädt, ohne vorher mit den abgebildeten Freund:innen abzuchecken, ob es für alle auch ok ist, mit Alkohol in der Hand im Internet zu sehen zu sein, hat streng genommen ohne Konsens gehandelt.
Synonyme für Konsens lauten: Einvernehmlichkeit, Zustimmung und Erlaubnis. Aus dem Englischen hat sich auch die Schreibweise Consent durchgesetzt. Konsens ist etwas Positives, denn schließlich hilft Dir Konsens dabei, wahrzunehmen, ob Dein Gegenüber etwas wirklich will. Wer auf Konsens achtet, überschreitet keine Grenzen und hinterlässt bei seinen Mitmenschen ein gutes Gefühl. Grund genug, um tiefer in die Konsens-Materie einzusteigen, oder?
Was ist Konsens beim Sex?
Uns interessiert natürlich insbesondere der sexuelle Konsens. Viel zu lange hat sich leider der Mythos gehalten, dass es die Stimmung ruiniert, beim Sex nachzufragen. Doch ist es nicht viel heißer, wirklich zu wissen, was Dein:e Partner:in will und zu spüren, wie viel Lust Dein Gegenüber auf eine sexuelle Handlung hat?
Bei Sex mit Konsens werden nur Sexpraktiken ausgeführt, denen alle Beteiligten explizit zugestimmt haben. Einfach mal machen oder über sich ergehen lassen – dass sind beim Sex keine Handlungen mit Konsens! Denn Einverständnis zeichnet sich dadurch aus, dass man vorab über Vorlieben und Grenzen spricht – und diese dann auch eingehalten werden.
Als Faustregel kannst Du Dir merken: Gib Dich nicht mit der Abwesenheit eines Neins zufrieden. Suche beim einvernehmlichen Sex aktiv nach dem Ja! Denn letztendlich gilt: Nur Ja heißt Ja! „Ich weiß nicht…“, „Ich bin mir unsicher“ oder „Hm na gut wenn Du meinst…“ sind keine Ja’s. Zögern und Unsicherheit heißt in den meisten Fällen: „Nein, aber ich weiß nicht wie ich es Dir sagen soll.“
Konsens am F.R.I.E.S Akronym erklärt
Damit etwas klarer ist, was genau sexueller Konsens nun genau ist, schauen wir uns die F.R.I.E.S Abkürzung an. Jeder Anfangsbuchstabe steht hierbei für einen wichtigen Aspekt, der Einvernehmlichkeit beim Sex und in allen anderen Lebenslagen ausmacht.
F wie Freiwilligkeit
Das erste wichtige Merkmal von Konsens ist die Freiwilligkeit. Das bedeutet, dass jeder die Freiheit hat, Ja oder Nein zu sagen. Druck, Gewalt oder Manipulation haben bei freiwilliger Zustimmung nichts zu suchen.
Dazu zählt übrigens auch emotionale Manipulation. Sätze wie „Aber wenn Du mich lieben würdest, würdest Du … mit mir machen!“, sind manipulativ. Sie machen dem Gegenüber, der eigentlich lieber Nein sagen möchte ein schlechtes Gewissen, sodass die Person möglicherweise einer (sexuellen) Handlung zustimmt, mit der sie sich nicht wohlfühlt.
Wenn Du auf Konsens beim Sex achten möchtest, solltest Du Deinen Sexpartner:innen daher immer den Freiraum geben, ihre Meinung frei zu äußern.
R wie rücknehmbar
Konsens kann jederzeit zurückgenommen werden. Du hast einer Sexpraktik zugestimmt, aber jetzt fühlst Du Dich nicht mehr wohl damit? Du hast jederzeit das Recht, Deine Meinung zu ändern und den Konsens zurückzunehmen. Du könntest beispielsweise sagen: „Ich dachte, ich habe darauf heute Lust, aber ich fühle mich damit nicht wohl. Lass uns bitte aufhören“.
Um sicherzugehen, dass sich Dein Gegenüber nach wie vor in einer sexuellen Situation wohlfühlt, könntest Du auch regelmäßig einchecken. Mögliche Konsens-Fragen lauten: „Fühlst Du Dich noch wohl?“, „Hast Du weiterhin Lust auf…“ oder „Sollen wir weitermachen?“.
I wie informiert
Damit die Rede wirklich von sexueller Einvernehmlichkeit und Konsens sein kann, müssen alle beteiligten Personen auch genau wissen, wozu sie eigentlich zustimmen. Dazu zählt auch, über mögliche Risiken einer Sexpraktik aufzuklären, sobald sie Dir bekannt sind.
Das ist beispielsweise bei BDSM-Praktiken relevant. Wenn Du einfach nur fragst: „Hast Du Lust auf Fesselspiele?“ ist das erst einmal relativ ungenau. Wenn Dein Plan eigentlich ist, die andere Person in bester Shibari-Manier von der Decke hängen zu lassen, ist es auch Deine Aufgabe, damit verbundene Gesundheitsrisiken aufzuklären.
Konkreter wäre es zu sagen: „Ich möchte Dich mit diesem Bondage Seil in dieser Position fixieren. Folgende Sicherheitsmaßnahmen treffe ich dabei, denn folgende Gesundheitsrisiken sind möglich… Ist das für Dich in Ordnung?“. Nun kann die andere Person entscheiden, ob sie basierend auf diesen Informationen ihre Zustimmung geben mag, oder nicht.
E wie enthusiastisch
Bei Consent machen wir keine halben Sachen – entweder wir sagen vom ganzen Herzen „Ja!“ und haben wirklich Lust auf eine Sache, oder es ist (für jetzt) ein „Nein“. Beim Sex eine enthusiastische Zustimmung zu erteilen bedeutet, mit Begeisterung dabei zu sein und auf die eigene Lust zu hören.
Wenn Du nur aus Verpflichtungsgefühl Ja sagst oder weil Du denkst, dass diese oder jene Sache doch einfach in eine feste Beziehung gehört, dann ist das keine begeisterte Zustimmung beim Sex. Niemand hat das Recht eine sexuelle Handlung von Dir zu verlangen. Wenn Du beispielsweise einfach keine Lust auf Oralsex (also Blowjob oder Lecken) hast, ist das total in Ordnung und bedarf auch keiner weiteren Rechtfertigung.
S wie Spezifisch
Jede individuelle sexuelle Handlung bedarf Konsens. Mit jemandem nach Hause zu gehen, ist noch lange keine Zustimmung dazu, dass dort auch mehr passiert. Und Zustimmung zum Knutschen ist noch lange kein Go dafür, Hände an intime Körperstellen wandern zu lassen.
Konsens-Profis beschreiben Handlungen, die sie ausführen möchten, deshalb so spezifisch wie möglich. Anstatt nur zu fragen: „Darf ich Dich Fingern?“, könntest Du sagen: „Ich würde gerne meine Finger mit sanften Druck über Deine Klitoris gleiten lassen und sie mit kreisenden Bewegungen verwöhnen. Magst Du das?“.
Und ganz ehrlich, über die Dinge zu sprechen, die ihr miteinander im Schlafzimmer anstellen wollt, ist ziemlich hot. Richtig angestellt, lassen sich Konsens Gespräche sogar mit Dirty Talk verbinden!
Konsens beim Sex erkennen, so geht’s!
Jetzt weißt Du also schon ziemlich genau, was sexueller Konsens ist. Wenn Du wissen möchtest, ob Konsens beim Sex herrscht, hilft vor allem: Reden! Denn Kommunikation ist das Zauberwort, wenn es um sexuelle Einvernehmlichkeit geht. Am besten sprecht Ihr schon vor Eurem ersten Mal Sex darüber, worauf Ihr steht, was Eure Grenzen sind und worauf Ihr (aktuell) keine Lust habt.
Natürlich kann man vorab nicht alle Möglichkeiten durchsprechen, dafür ist Sex viel zu Facettenreich. Deshalb kommt Ihr auch im Schlafzimmer nicht darum herum, miteinander zu sprechen. Explizite kleine Fragen wie „Magst Du das?“ oder „Ist es in Ordnung, wenn ich…?“, helfen Euch, immer wieder miteinander einzuchecken, ob noch alles konsensuell abläuft.
Nonverbaler Konsens beim Sex
Es gibt auch nonverbalen Konsens. Das bedeutet, dass man anhand der Körpersprache ablesen kann, ob sich eine Person in einer Situation wohlfühlt, oder nicht. Gerade wenn Ihr Euch erst neu kennenlernt oder es sich um einen One-Night-Stand handelt, kennt man sich in der Regel nicht gut genug, um kleine körperliche Veränderungen wahrzunehmen.
Wer in einer Langzeitbeziehung ist oder in einer langen Situationship, der kann die Körperreaktion des:der anderen vermutlich etwas besser einordnen. Jeder Mensch reagiert körperlich unterschiedlich, in unguten Situationen. Es gibt jedoch einige nonverbale Signale, die Du als Anzeichen sehen kannst, dass sich Dein Gegenüber nicht ganz wohlfühlt:
Positive körperliche Konsens-Signale sind demnach ein entspannter Körper, aktives Mitgestalten des Akts und lustvolles authentisches Stöhnen!
Konsens beim Sex erfragen: Tipps und Beispielsätze
Oft wissen wir in der Theorie schon ganz viel über Konsens, doch sobald wir mit einer neuen Person im Bett landen, verschlägt es uns plötzlich wieder die Sprache. Damit Dir das in Zukunft nicht mehr passiert, ergibt es Sinn, ein paar Standard Kosens-Sätze im Gepäck zu haben. Hier ein paar Beispiele, wie Du beim Sex nach Konsens fragen kannst:
Im Idealfall führt Ihr vorab ein ausführliches Gespräch, über Verhütungsmittel, Geschlechtskrankheiten, Vorlieben und No-Gos. Zusätzlich checkt Ihr dann beim Akt immer wieder mit Hilfe der oben genannten Fragen ein, ob auch noch alles konsensuell abläuft. Konsens beim Sex erfragen kann eine hervorragende Möglichkeit sein, um sich noch näher und verbundener zu fühlen!
Wie gehe ich mit einem Nein beim Sex um?
Wenn wir anderen eine Frage stellen, gibt es auch immer die Möglichkeit, dass ein „Nein!“ als Antwort zurückkommt. Klingt erstmal logisch, doch in der Realität kann ein Nein auch ziemlich irritieren und an den Selbstwert gehen. Gedanken wie „Warum will sie:er das nicht mit mir machen?“ und „Findet sie:er mich nicht attraktiv genug?“ sind dann oft die Folge.
Eins vorweg: Beim Sex Nein zu sagen, wenn sich etwas nicht stimmig anfühlt, ist wichtig und richtig! Doch genauso relevant ist es darüber zu sprechen, was ein Nein mit einem macht und wie man gut mit der Ablehnung beim Sex umgehen kann.
Es kann helfen Dir klar zu machen, dass eine Bereitschaft für bestimmte sexuelle Handlungen nichts mit der Zuneigung zu Dir zu tun hat. Manche Menschen leiden unter Libidoverlust und haben deshalb vielleicht plötzlich keine Lust mehr auf Sex, obwohl ihr Euch in der Vergangenheit schon miteinander vergnügt habt. Andere wiederrum haben einfach weniger Lust, wenn der Alltagsstress zu hoch ist. Und dann könnte es auch sein, dass eine Person einfach an sich keine Lust auf eine Sexpraktik wie Analsex hat – egal mit wem. Und das ist auch total in Ordnung.
Wie Du siehst, hat die Ablehnung in den meisten Fällen gar nichts mit Dir zu tun, sondern oft mit anderen Umständen. Wenn Du merkst, dass Dein Selbstbewusstsein sehr darunter leidet, beim Sex abgelehnt zu werden, kannst Du das bei einer Therapie oder Beratung im professionellen Setting aufarbeiten und als Chance für persönliche Weiterentwicklung sehen. Denn wenn eine Person Nein zu Dir sagt, sagt sie letztendlich Ja zu sich und ihren Bedürfnissen – und daran ist nun wirklich nichts Verwerfliches!
Fazit: Sexueller Konsens ist gar nicht so kompliziert
Am Ende des Tages ist sexueller Konsens eigentlich ganz simpel: Es geht darum, dass alle Beteiligten sich gut fühlen und bewusst „Ja“ sagen zu dem, was passiert. Keine geheimen Signale, keine unsicheren Gefühle – einfach klare, respektvolle Kommunikation.
Consent ist nicht nur notwendig, sondern kann auch unglaublich spannend und sexy sein! Wenn man offen miteinander spricht, schafft das Vertrauen, mehr Intimität und führt zu Erlebnissen, die für beide Seiten bereichernd sind. Also keine Sorge – Konsens ist alles andere als abturned, sondern ist eine echte Bereicherung für Dein Sexleben!